Spontane intrazerebrale Blutung

Die spontane intrazerebrale Blutung (ICB) macht 15 bis 20% aller Schlaganfälle in Westeuropa aus und trägt wesentlich zur Sterblichkeit und Behinderung bei. 40% der Patientinnen und Patienten mit intrazerebralen Blutungen sind 30-Tage-Todesfälle und von denjenigen, die überleben, gewinnen nur wenige ihr selbstständiges Funktionieren im Alltagsleben zurück. Bei Patienten mit hohem Blutungsvolumen oder/und mit klinischer Eintrübung wird eher eine operative Intervention indiziert.

Die traditionelle chirurgische Behandlung, die hauptsächlich eine große Schädeleröffnung und Blutungsausräumung umfasste, war bisher nicht erwiesenermaßen wirksam.

Heutzutage nehmen die Blutungsausräumungen über minimal-invasive Zugänge (auch Schlüssellochoperation genannt) in der Neurochirurgie an Bedeutung immer mehr zu. In Lünen finden unterschiedliche minimal-invasive Verfahren zur Blutungsentlastung Verwendung.

Hierbei wird über einen Schlüsselloch-Zugang dem Operateur mit einem sogenannten Endoskop eine Spiegelsicht auf die Blutungsquelle im Hirn geboten. Eine hoch technisierte Mini-Kamera sendet dem Operateur genaue Bilder vom blutenden Gefäß im Hirn. Die Blutung kann somit, ohne das umgebene Gewebe zu verletzen, gestoppt werden. Dies findet entweder durch Spülung der Blutungsquelle oder durch elektrische Koagulation (Gerinnung) der Blutungsquelle statt. Der Punkt am Schädel, an dem für diesen neuartigen Eingriff das Schlüsselloch gesetzt werden soll, wird vorher mit einem Computer von einem sogenannten Neuro-Navigationsgerät genau bestimmt.

Andere bekannte minimal-invasive Methoden ohne Endoskop bleiben als Reserve Möglichkeit vorhanden. Beispielsweise der minimal-invasive Eingriff der navigationsgestützten Anlage einer Drainage in die Blutungshöhle mit anschließender Lyse-Behandlung mit dem Blutung auflösenden Medikament Alteplase.

Auch die traditionellen, aber gewebeunfreundlicheren Operationsmethoden bleiben als Reservemöglichkeit erhalten.