Septische Chirurgie

Der offene Knochenbruch ist eine der größten Herausforderungen des Unfallchirurgen, denn trotz modernster Operations- und Osteosyntheseverfahren treten hierbei, aufgrund der häufig extremen Verschmutzungen der Weichteilwunden und freiliegenden Knochenanteilen, bis zu 40% bakterielle Infektionen auf. Je ausgedehnter der Knochen- und Weichteilschaden ist, desto höher ist die Gefahr einer Wundinfektion. Akute Infektionen werden in der Regel früh erkannt und können sehr gut chirurgisch sowie medikamentös behandelt und beherrscht werden. Einige wenige Bakterien können sich aber auch in den Weichteilen und Knochen einnisten, lange Zeit klinisch stumm bleiben und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausbrechen und Probleme bereiten. Chronische Knocheninfektionen mit schwerwiegenden und langfristigen Behandlungsfolgen können daraus entstehen. Eine zielgerichtete spezielle Behandlung der Infektion ist dann erforderlich, um die wiederaufgetretene Infektion beherrschen zu können.

Neben der Versorgung posttraumatischer Infektionsfolgen beschäftigt sich die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie mit der Behandlung von Gelenkinfektionen. Eine konsequente, zielgerichtete und konzeptionelle Behandlung ist hierbei von Nöten um den Erhalt des betroffenen Gelenkes zu ermöglichen. Sind konservative und ggf. minimal-invasive chirurgische Methoden bei fortgeschrittener destruierender Infektion nicht erfolgreich, um das betroffene Gelenk erhalten zu können, sind zunächst Weichteil- und Knorpelknochenentfernungen notwendig, um anschliessend bei Infektfreiheit gelenkersatzchirurgische Verfahren durchführen zu können.

Infektionen eines Gelenkes nach künstlichem Ersatz, z.B. am Hüft- oder Kniegelenk, gehören ebenfalls zu den Erkrankungen, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Auch hier finden spezielle, multimodale Therapiekonzepte ihre Anwendung. In der sogenannten Revisionsendoprothetik greifen wir auf das gesamte Spektrum der Sonderimplantate zurück, so dass selbst die schwierigsten Situationen souverän behandelt werden können.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Mikrobiologen und plastisch rekonstruktiven Chirurgen unterstützt den Behandlungserfolg der septischen Chirurgie.

 

Besondere septisch chirurgische Projekte in Kooperation mit dem Friedensdorf Oberhausen:

In Kooperation mit dem Friedensdorf in Oberhausen werden Kinder aus Ländern der Dritten Welt mit besonders schweren Erkrankungen des Bewegungsapparates in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie behandelt. Im Jahr 2012 konnten drei Kinder mit chronischer Osteomyelitis durch aufwendige Behandlungsverfahren erfolgreich therapiert werden.

Bei allen drei Jungen fand sich eine chronisch fistelnde Osteomyelitis mit ausgeprägter Zerstörung des Schienenbeinschaftes bei noch nicht verschlossenen Wachstumszonen. Es erfolgte bei allen ein ausgiebiges Weichteildebridement mit langstreckiger Entfernung der betroffenen Knochenanteile. Die Wachstumszonen waren nicht betroffen und konnten erhalten werden. Nach lokaler Antibiotikatherapie und ausgiebigen mehrzeitigen Weichteilsäuberungen konnten primär verheilte, infektfreie Wundverhältnisse als Grundlage für die weitere rekonstruktive Behandlung geschaffen werden. Im Anschluss konnte nun in einem weiteren Eingriff das noch vorhandene Wadenbein in das ehemalige Schienenbeinlager verschoben und an die verbliebenen gesunden Knochenanteile des Schienenbeines fixiert werden. Zur zusätzlichen Stabilisierung der Transposition und des Osteosyntheseergebnisses wurde zur Entlastung ein Ringfixateur nach dem Ilizarov-Prinzip angelegt. Drei Monate nach der Transposition zeigte sich bereits eine zunehmende Konsolidierung zwischen Waden- und Schienenbein, sodass der Schutzfixateur entfernt werden und durch einen Gipstutor ersetzt werden konnte. Im weiteren Verlauf konnte durch die Belastung der betroffenen Extremität reaktiv eine Zunahme des Dickenwachstums des Wadenbeines erreicht werden. Das Längenwachstum war bei den glücklicherweise nicht betroffenen und somit erhaltenen Wachstumszonen nicht beeinträchtigt. Alle Kinder sind inzwischen gehfähig mit frei beweglichen Gelenken in ihre Heimatländer zurückgekehrt.

Gerne beraten wir Sie persönlich in einer unserer Sondersprechstunden und erörtern mit Ihnen die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten Ihrer Erkrankung.

Die Terminvergabe erfolgt telefonisch von montags - freitags in der Zeit von 8:00 - 16:00 Uhr durch das Sekretariat der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin.

Telefon: +49 (0) 2306 77 2551
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Anschrift:
St. Marien Hospital
Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin
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